Reiseziele im Süden > Keltenfürst von Hochdorf
Unsere Zeitreise beginnt in frühkeltischer Zeit, ca. 6. Jh. v. Chr.
Die Nachricht vom Tode des Keltenfürsten fegt wie der Wind durch die Gassen und treibt die Menschen aus ihren Unterkünften.
Einige stehen bedächtig herum, andere laufen unsicher hin und her. Die meisten fragen sich, was bringt die Zukunft!
Unter ihnen ist auch Befar.
Befar ist von Beruf Bauer, verheiratet und hat zwei Töchter. Er ist schon sehr alt.
Sein Tagesablauf als Bauer ohne Hilfsmittel von Maschinen ist unheimlich hart. So spürt er jeden Knochen seines Körpers, und das Aufstehen fällt ihm zunehmend schwerer.
Er würde so gerne in Rente gehen, aber das gibt es zu seiner Zeit nicht. Deswegen quält er sich weiter jeden Tag auf dem Feld, um seine Familie zu ernähren.
Nach der Kunde vom Tode des Keltenfürsten vergehen einige Tage. Die Menschen der Region und auch Befar bereiten sich auf den großen Tag vor.
Die Bestattung des Keltenfürsten.
Wie prachtvoll alles geschmückt ist.
Von überall her kommen die Menschen, um der Bestattung beizuwohnen. Es gibt reichlich zu essen und zu trinken.
Auch Befar ist mit seiner Familie vor Ort, als der Keltenfürst in seiner Grabkammer auf die Kline gebettet wird.
Alle bewundern die wertvollen Grabbeigaben.
Der Fürst trägt einen schweren Halsreif und einen Armring aus Gold. Auch die Schuhe sind mit Goldblech geschmückt. Sein Gewand zieren goldene Fibeln. Er sieht sehr prunkvoll aus.
Befar ist von so viel Reichtum geblendet. Er malt sich aus, was er für nur eine einzige der goldenen Fibel alles kaufen könnte. Er und seine Familie müssten nie wieder hungern. Die harte Arbeit auf dem Feld würde der Vergangenheit angehören. Er könnte sich dann endlich ausruhen, davon hat er schon so lange geträumt.
Er wird jäh aus seinen Träumen gerissen, als ihn seine Frau zum Essen ruft.
"Heute leidet niemand Hunger und morgen ist ein neuer Tag, an dem man sich überlegen könnte, wie man an eine der goldenen Fibeln herankommt."
Viele Gräber der frühkeltischen Persönlichkeiten des 7. bis 5. Jahrhunderts v. Chr. wurden geplündert.
Um so erstaunlicher ist die Entdeckung des unversehrten Fürstengrabes von Hochdorf.
Ach ja, willst du wissen, was aus Befar geworden ist?
Er hatte zwar keine goldene Fibel, aber seine beiden bereits erwachsenen Töchter haben kurz nach der Bestattung des Fürsten geheiratet. Die schwere Feldarbeit übernahmen dann seine Schwiegersöhne. So kam er doch noch zu seiner wohlverdienten Ruhe und lebte glücklich und zufrieden.
Der beeindruckende Grabhügel mit Stele, in dem der Keltenfürst bestattet war, ist ca. einen halben Kilometer vom Keltenmuseum in Hochdorf entfernt.
Der Grabhügel von Hochdorf ist ein faszinierendes Denkmal, das einen Einblick in die Geschichte und Kultur der Kelten bietet.
Der Hügel ist frei zugänglich und gut zu Fuß zu erreichen.
Tipp: Abkürzung über den Friedhof spart ein paar Schritte. :-)
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Nachgebaute Grabkammer
Im Keltenmuseum in Hochdorf findest du die nachgebildete Grabkammer des Keltenfürsten.
Hier erlebst du, wie es wohl gewesen sein muss, bei der prunkvollen Bestattung des mächtigsten Mannes unserer Region vor über 2500 Jahren dabei gewesen zu sein.
Wie alles in seiner Umgebung war auch der Keltenfürst von Hochdorf selbst eine imposante Erscheinung.
Mit einer Körpergröße von 1,80 - 1,90 m war er im Vergleich zu den meisten seiner Zeitgenossen ein Riese und mit seinen ca. 40 - 50 Jahren ein Greis zum Zeitpunkt seines Todes.
Neben seiner Eigenschaft als Händler und Stammesfürst scheint der Keltenfürst vor allem auch ein Lebemann gewesen zu sein. Sein Skelett zeigt Spuren von Arthrose in den Knien, ansonsten keinerlei Spuren eines Kampfes.
Der in der Grabkammer gefundene Bronzekessel hat ein Fassungsvermögen von ca. 500 l und war bei der Grablege zu etwa drei Vierteln mit Met gefüllt. Weiter wurden eine goldene Schöpfschale und neun Trinkhörner gefunden. Das persönliche Trinkhorn des Fürsten aus Eisenblech befand sich über seinem Kopf.
Neben dem Trinkservice befand sich im Wagenkasten auch ein Speiseservice mit neun Bronzetellern, drei Bronzebecken mit seitlichen Griffen und punzenverzierten Rändern.
Seine Grabbeigaben waren vom Feinsten!
Die hölzerne Grabkammer des Fürsten war prunkvoll ausgestattet. Die Wände der Grabkammer waren mit feinen Textilien behangen. Gebettet war der Fürst auf einer Sitzbank aus Bronze, die sogenannte Kline. Diese ist mit gepunzten Szenen verziert. Gepolstert wurde die Sitzbank mit einer Bastunterlage und mit Fellen sowie Textilien aus Woll- und Leinenstoffen.
Goldglänzende Trachtenbestandteile umgaben den Toten bei seiner Reise ins Jenseits von Kopf bis Fuß: Er trug einen prächtigen Halsreif und Armring, Fibeln, Dolch, Gürtel und Schuhbesätze aus Gold. Seinen Kopf zierte ein kegelförmiger Hut aus Birkenrinde.
Weiter umfassten seine Grabbeigaben neben Waffen vor allem auch Angel- und Jagdausrüstung.
Auch einen einzigartigen Prunkwagen mit dem Geschirr zweier Pferde, Doppeljoch und reich verziertem Zaumzeug offenbarte die Grabkammer.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Birkenhut
Birkenhut (Durchmesser: 35 cm) Der Hut besteht aus zwei runden Birkenrindenscheiben. Diese wurden miteinander vernäht. Damit die Rinde bearbeitet werden konnte, musste diese frisch geschnitten sein.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Schuhe und Armring
Die ledernen Schnabelstiefel waren mit reich verzierten Goldblechstreifen geschmückt. Zur Ausstattung vieler Hallstattfürsten gehörte auch ein goldener Ring am rechten Unterarm.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Prunkwagen
Der Keltenfürst von Hochdorf hatte einen.
Ein High-End Produkt von Wagnern, Stellmachern und Schmieden.
Die Ingenieure der Hallstattzeit schufen ein Gefährt aus verschiedenen Hölzern, aus ca. 3500 eisernen Beschlägen und jede Menge Leder.
Obwohl die Achse sich nicht drehen konnte, ließ sich der Wagen dank ausgeklügelter Konstruktion gut lenken.
Der stehende Fahrer wurde komfortabel abgefedert.
Ein Fahrzeug mit ultimativem Eisdielen-Faktor. :-)
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Wagen
Der Prunkwagen des Keltenfürsten von Hochdorf - ein Meisterwerk früher Schmiedekunst.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Rad
Die Abbildung zeigt ein Rad mit zehn Speichen vom Prunkwagen des Keltenfürsten.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Holzachse
Erkennbar sind die mit Blech verstärkten Löcher für die Achsnägel sowie die Aussparung für die Gabel.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Pferd
Nachbildung eines gegossenen Bronzepferdchen vom Joch des Pferdegeschirrs.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Bronzekessel
zählt auch ein Bronzekessel mit ca. 500 Liter Fassungsvermögen.
Er stammt aus dem Mittelmeerraum, was auf weitreichende Handelsbeziehungen schließen lässt.
Die Schultern dieses Kessels zieren drei liegende Löwen. Einer davon wurde in einer keltischen Werkstatt hergestellt und übertrifft die beiden Originale an Qualität bei Weitem.
Der Trunk wurde in den Hörnern von Auerochsen gereicht. Das persönliche Trinkhorn des Fürsten von Hochdorf war aus Eisenblech gearbeitet.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Löwe
Am oberen Rand des Bronzekessels sind im Wechsel drei liegende Löwenfiguren und drei Henkel angebracht. Die Abbildung zeigt eine der liegenden Löwenfiguren.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Service
Zum Trinkservice gehören ein Bronzekessel, eine goldene Schöpfschale und neun Trinkhörner. Zum Speiseservice gehören neun Bronzeteller und drei Servierbecken.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Trinkhorn
Das persönliche Trinkhorn des Keltenfürsten hat ein Fassungsvermögen von ca. 5,5 l und ist am Ende mit kleinen Stierköpfen verziert.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Kline
Der Keltenfürst hatte eine Kline - die bisher völlig einmalig ist.
Die Sitzbank ist 2,75 m lang und wird von acht weiblichen Figuren mit je einem Rad zwischen den Füßen getragen. Somit steht sie auf acht Rollen. Durch diese konnte die Kline vor und zurückbewegt werden.
Die Kline ist ganz leicht nach hinten geneigt und bietet dadurch einen hervorragenden Sitzkomfort. Sie ist unsagbar schön verziert und aus teurer Bronze hergestellt.
Das Original findest du im Landesmuseum Württemberg in Stuttgart.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Kline
Bis heute einzigartig ist das Sitzmöbel, die sogenannte Kline, die dem Keltenfürsten als Totenbett diente. Die Rückenlehne schmückt ein Figurenfries mit Schwerttänzern und Wagenszenen.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Klinenfigur
Gussform:
Weibliche Klinenfigur aus Bronze mit Koralleneinlagen.
Die Bronzeräder wurden separat gegossen und dann montiert.
©Keltenmuseum Hochdorf/Enz - Pferd
Punziertes Pferd der Wagenfahrtdarstellung an der Rückenlehne der Kline.
Mit einer Punze werden die Umrisse des Tieres in das Blech geschlagen.
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Keltenmuseum Hochdorf - Stuttgart Tourismus
Bei dem großen Grabhügel von Hochdorf handelt es sich um ein Fürstengrab. Es ist einer der wichtigsten Fundkomplexe frühkeltischer Zeit in Europa.
Im Keltenmuseum Hochdorf wird diese Grabkammer detailgetreu rekonstruiert. Darüber hinaus findest du dort eine beeindruckende Sammlung von Artefakten, darunter Schmuckstücke, Waffen, Werkzeuge und Keramik.
Die Keltensiedlung neben dem Keltenmuseum gibt darüber hinaus weitere Einblicke in das Leben vor 2500 Jahren.
Wie haben Sie gelebt?
Hatten Sie einen Kühlschrank und vielleicht auch schon Internet?
Wie haben die Menschen damals Klebstoff hergestellt?
Im Museum und im nachgebauten keltischen Gehöft erhältst du einen Einblick in die Welt des täglichen Lebens der Kelten.
ein Wohnhaus
einen Kornspeicher
einen "Kühlschrank" in Form einer Erdgrube
ein Grubenhaus zum Herstellen von Geweben aus Leinen, Flachs und Schafwolle
In den Speicherbauten mit abgehobenen Böden wird Getreide trocken aufbewahrt. Auch schützen sie gegen aufsteigende Bodenfeuchte und Schädlingsbefall durch kleine Nager.
Zu jeder Hofstelle gehörten mehrere Erdkeller oder Silos. In den Kellern konnte man Getreide zur Aussaat und weitere Nahrungsmittel über lange Zeiträume lagern.
Das Grubenhaus diente wohl vorwiegend als Werkstätte für die Weberei. Da einige Materialien zum Weben eine gewisse Feuchtigkeit benötigen. Diese kam aus dem gestampften Lehmboden des Grubenhauses.
Großes Haus mit Vor-, Hauptraum und Herdstelle. Das Dach war wohl mit Stroh oder Reet gedeckt. So ein Dach braucht keinen Kamin. Der Rauch zieht durch Rauchlöcher ab, konserviert das Stroh und hält es ungezieferfrei.
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Sehenswertes in der Nähe:
Bei der Stele handelt es sich um einen Mann, der ca. 1,70 m groß war. Auf dem Kopf trägt er einen konischen Hut. Sein Hals ziert ein dicker Reif. Der Krieger trägt einen Dolch, der an einem Gürtel befestigt ist.
Der Fundplatz liegt ca. 4 km westlich des Ortes Hirschlanden bei Ditzingen im Landkreis Ludwigsburg.
Keltischer Fürstensitz Hohenasperg
Der von Hochdorf sichtbare Zeugenberg Hohenasperg war vermutlich der Fürstensitz der Fürstendynastie der damaligen Zeit.
Belegt wird dies durch den Grabhügel "Kleinaspergle" südlich des Hohenaspergs und die exponierte Lage des Zeugenberges.
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Die Kelten im Südwesten | SWR Geschichte im Südwesten
Bis heute umgeben sie zahlreiche ungelöste Rätsel.
Hier handelt es sich um eine Entdeckungstour, um einige ihrer Geheimnisse zu lüften.
Komm mit auf eine Reise zu den stolzen Kriegern und entdecke, wie ihre gefürchteten Schwerter hergestellt wurden.
Weiter erfährst du, wie ihre Kultur unsere Siedlungen und unser Land geprägt haben.